„Duuu, hast du Sonntag schon was vor? Sag bitte, bitte ‚Nein‘!“ – diese Frage war 2018 der Ursprung meiner Begeisterung für das Kanufahren, als Jessica vom Husky-Team-Lügde mich spontan einlud, mit ihr auf der Diemel zu paddeln. Kanu mit Hund – warum nicht? Gemeinsam mit Rosa ließ ich mich auf dieses Abenteuer ein und wir sind seither jedes Jahr aufs Neue mit Kanu Schumacher auf dem idyllischen Fluss unterwegs.
Kanu Schumacher
Wer mit seinem Hund Kanu fahren möchte, ist bei Kanu Schumacher an der richtigen Adresse. Bei den FAQ auf der Webseite steht auf die Frage „Kann mein Hund mit ins Boot?“ geschrieben: „Natürlich. Wir sind ein tierfreundlicher Betrieb und haben schon viele Hundeherrchen und -frauchen samt Vierbeiner aufs Wasser gebracht. Hunde paddeln kostenfrei mit. Bei größeren Hunden bitten wir um Vorankündigung.“ Stationiert ist der Betrieb in Trendelburg, einer Kleinstadt im nordhessischen Landkreis Kassel. Neben Kanutouren auf Diemel und Weser werden auch Bogenschießen und Mountainbiking angeboten – oder eine Kombination der verschiedenen Aktivitäten.
Kanu Schumacher ist zertifiziert vom Wasser Tourismus Deutschland.
Die Kanutouren auf der Diemel
Die Diemel entspringt im Rothaargebirge und verläuft über 110,5 km durch Nordrhein-Westfalen und Hessen, ehe sie als südlichster Fluss in die Weser mündet. Ihr Unterlauf, welcher zwischen dem 15. April und dem 15. Oktober jeweils Dienstag bis Sonntag befahren werden darf, windet sich durch ein Landschaftsschutzgebiet. Neben idyllischen Streckenabschnitten gibt es auch immer wieder Stromschnellen und Passagen, die man überwinden oder an denen man das Kanu umsetzen muss, sodass es definitiv nicht langweilig wird.
Auf der Diemel gibt es verschiedene Streckenabschnitte, die kombiniert werden können. Rosa und ich durften den Fluss bereits zwischen Haueda und Bad Karlshafen (Weser) kennenlernen. Wer zunächst einmal klein einsteigen möchte, kann dies mit lockeren 7,5 km (1,5 bis 2 Stunden Paddelzeit) tun. Dem sportlich Ambitionierten sind jedoch keine Grenzen gesetzt und so waren wir schon eine Zweitagestour mit über 35 km (etwa 8 Stunden) unterwegs. Für eine Tagestour bezahlt ein Erwachsener zwischen 23,- und 40,- €, Mehrtagestouren gibt es ab 48,- €.
Für alle Sprotten, Piraten, Maiden, Kapitäne und wer sonst noch so im Kanu sitzt gilt: selbst im Sommer braucht man keine Angst zu haben, dass es zu heiß werden könnte. Die Diemel verläuft größtenteils unter schattenspendenden Bäumen und wer mag, darf sich in die Fluten stürzen. An manchen Stellen kann man problemlos stehen, andere wiederum sind so tief, dass man nicht einmal den Boden berührt. Der Pegel variiert je nach Wetterlage.
Der Ablauf einer Tour
Bevor es losgeht, muss die Besatzung voll ausgestattet werden. Auf der Webseite von Kanu Schumacher gibt es eine Checkliste. Für mich war wichtig: Bikini, Handtuch, Essen und Trinken, mein Smartphone und Hundeleckerlis. Wasser für Rosa war nicht im Gepäck, immerhin gibt es im Fluss genug Süßwasser. Unterwegs wird das gesamte Gepäck in einer wasserdichten Tonne verwahrt. Zusätzlich bekommt man das restliche Equipment (Kanu, Paddel, Schwimmweste etc.) und ausreichend Informationen gestellt, damit man sich auf dem Fluss gut zurechtfindet. Das Kanu fällt mit Hund entsprechend groß aus, sodass für alle Beteiligten ausreichend Platz ist. Ich war bisher immer mit einer weiteren erwachsenen Person unterwegs und wir hatten bis zu drei Hunde dabei.
Je nachdem, wo man startet, kann es sein, dass man mit dem Bulli zum Einstieg chauffiert wird. Unterwegs bekommt man dann zumeist schon erste Hinweise, was die Wehranlagen und Besonderheiten des Flusses angeht. Vor Ort gibt es für diejenigen, die das erste mal (auf der Diemel) Kanu fahren, noch eine kurze Einführung, ehe es zeitig losgeht. Auf dem Wasser ist man auf sich alleine gestellt. Hier zeigt sich: je eingespielter die Besatzung ist, desto reibungsloser verläuft die Kanutour. Dies bemerkt man besonders, wenn es Höhenunterschiede zu überwinden gibt und das Kanu an flachen Steinen vorbei über Stromschnellen gleitet. Bei Jessica und mir drehte sich das Kanu ständig, während mein Steuermann Flo dafür sorgte, dass wir stets auf Kurs blieben. Die Rollen müssen definitiv geklärt sein, arrr! Landratten kann an Bord niemand gebrauchen!
Zwischen Haueda und Bad Karlshafen befinden sich einige Wehranlagen, an denen man das Wasser samt Kanu verlassen muss, um das Boot an eine tiefer gelegene Stelle zu ziehen und wieder einzusteigen. In Sielen ist für das Umsetzen sogar ein Bootswagen notwendig, doch mit der richtigen Technik ist das Wehr schnell umtragen. Für Hunde sind dies die perfekten Gelegenheiten, um sich die Beine zu vertreten und sich zu lösen (selbstverständlich werden Hinterlassenschaften entfernt – ansonsten droht Kielholen!). Auch besteht die Möglichkeit, an diesen Stellen gemütlich zu rasten.
Beim Umsetzen sollte man unbedingt darauf achten, dass man das Gepäck gut sichert, wenn man das Kanu aus dem Fluss zieht oder wieder zu Wasser lässt. Während es bei Jessica und mir folgendermaßen aussah: „… mein Paddel verabschiedete sich in die Strömung. Es galt schnell zu sein. Jessica musste alleine paddeln. Wir sahen das grüne Antriebswerkzeug vor uns im Wasser treiben. Jessica paddelte um unser Leben, während vor uns Stromschnellen auftauchten. Nur noch wenige Sekunden, dann würde uns das Paddel vom Sog der Weser entrissen werden. Mit einem letzten Aufbäumen erreichte Jessica es. Unsere Rettung!“ – musste sich Flo todesmutig den Abhang hinunterstürzen, um die gekenterte Gepäcktonne zu retten.
Endet die Tour in Trendelburg, meldet man sich einfach bei jemandem vom Team zurück. Liegt das Ziel jedoch flussabwärts, ist es notwendig, dem jungen und dynamischen Team telefonisch mitzuteilen, wenn man ein bestimmtes Wehr passiert. Absolut pünktlich wird man dann mit Sack und Pack abgeholt und zurück zum Basislager gebracht.
Das Wasserschloss Wülmersen
In Wülmersen besteht die Möglichkeit, das Kanu am Wehr zu parken und ein paar hundert Meter zum Wasserschloss zu laufen. Hier gibt es die „Mehlschwalbe„, das Café im LandMuseum, wo es lecker Kaffee und Kuchen zur Selbstbedienung gibt. Das perfekte Ausflugsziel, wenn man seinen müder werdenden Armen eine Pause und den Beinen ein wenig Bewegung gönnen möchte.
Übernachtung auf der Zweitagestour
Als wir zwei Tage auf der Diemel unterwegs waren, starteten wir in Haueda, übernachteten auf dem Campingplatz Trendelburg und endeten in Helmarshausen. Wir gaben das Equipment nach dem ersten Tag ab und bekamen am Folgetag neues. Wir hätten die Gepäcktonne aber auch über Nacht behalten können.
Der Campingplatz liegt in unmittelbarer Nähe von Kanu Schumacher und kostet für zwei Erwachsene und einen Hund im Zelt 16,- €. Duschmarken für vier Minuten kosten 1,- € und es gibt einen Brötchenservice. Der Platz liegt idyllisch an der Diemel, allerdings verläuft am anderen Ufer direkt die B83, weswegen es durch den Verkehr recht laut ist. Man hat einen direkten Blick auf die Trendelburg und ein Aufstieg dorthin lohnt sich.
Wer nicht extra kochen möchte, kann im Gasthaus Brandner sehr lecker essen.
Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren… das Fazit
Mittlerweile war ich drei Mal auf der Diemel unterwegs. Ein klares Indiz dafür, dass mir die Touren mit Kanu Schumacher sehr gut gefallen. Auch Rosa ist heute bereits ein „alter Hase“ was Bootstouren angeht und verhält sich auf dem Wasser dementsprechend souverän. Sie findet die vielen Wasservögel zwar jedes Mal aufs Neue aufregend, bleibt aber brav an Bord. Ans Hinlegen ist jedoch nicht zu denken. Sie setzt sich maximal hin.
Das Team von Kanu Schumacher ist bunt gemischt, dynamisch und stets motiviert, den Kunden ein einmaliges Erlebnis zu bieten. Ich habe mich jedes Mal gut aufgehoben gefühlt und mich gefreut, wenn Rosa ganz selbstverständlich begrüßt wurde. Egal ob online bei der Buchung, vor Ort bei der Begrüßung, der Einweisung oder dem Transfer – es blieben keine Fragen oder Wünsche offen. Von Anfang bis Ende war alles eingespielt und lief absolut problemlos. Besonders positiv empfand ich, dass bei der Standortdurchgabe für den Rücktransport engagiert gefragt wurde, ob alles in Ordnung sei.
Da es noch immer einen Abschnitt der Diemel gibt, den wir noch nicht kennen, bin ich mir sicher, dass wir nicht das letzte Mal auf dem schönen Fluss unterwegs gewesen sind.
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